Ziemlich genau vor einem Jahr stellte ich mir die Frage, wie es mit New Work und Hybrid Work weitergehen wird. Was würde 2022 auf uns zukommen? Welche Trends würde es geben? Aus der intensiven Beschäftigung mit diesen Fragen habe ich damals zehn Erfolgsfaktoren in Bezug auf eine hybride Arbeitswelt für Unternehmen abgeleitet. Ein Jahr ist seitdem vergangen und nun stelle ich mir erneut Fragen. Hatte ich mit meiner Vorschau recht? Hier ziehe ich Bilanz und bewerte meine Vorhersagen anhand meiner Erfahrungen im vergangenen Jahr.
Diese Erfolgsfaktoren werden im folgenden nicht im Detail ausgeführt. Ein Blick in das Whitepaper von 2021 lohnt sich somit. Von kulturellem Onboarding über wichtige Kaffeemaschinen-Konversationen bis hin zu asynchroner Arbeit. Viele von meinen Erfolgsfaktoren würde ich auch nach einem Jahr noch so unterstreichen.
Hybrid Work meets Sinnhaftigkeit
Mein erster Trend und Erfolgsfaktor zugleich war die Sinnhaftigkeit hinter Arbeitsstrukturen. Ansagen bezüglich der Örtlichkeit während der Arbeit a la „zwei fixe Bürotage“ funktionieren nur bedingt. Man muss Mitarbeiter*innen die Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit vermitteln und einen logischen Grund für die Anwesenheit im Office anbieten.
Diese Ansicht stimmt meiner Meinung nach in weiten Teilen immer noch. Dennoch würde ich behaupten, dass es durchaus Sinn macht, mit gewissen Orientierungsrahmen zu arbeiten, um den Mitarbeiter*innen ein Handlungsspielraum zu geben. Insbesondere nach langen Homeoffice Phasen kann es definitiv Sinn machen, einen Teamtag für gegenseitigen persönlichen Austausch festzulegen. Langfristig wird jedoch die Sinnhaftigkeit gewinnen. Habe ich keinen Mehrwert aus meinem Verhalten, wird es mir sehr schwer fallen, dieses aufrechtzuerhalten.
Talk to me again
Der zweite Erfolgsfaktor bestand darin, dass Unternehmen regelmäßig mit ihren Mitarbeiter*innen im Austausch darüber sein müssen, wie die Arbeitsorganisation innerhalb des Unternehmens verbessert werden kann. Nach wie vor ein enorm wichtiger Punkt, von dem ich zu 100% überzeugt bin. Innerhalb des letzten Jahres konnte ich in vielen Unternehmen Puls Surveys beobachten, was hierfür der beste Beweis ist.
Wer sich insgeheim denkt „Puls what?“, darf gerne mal tiefer in das Hybrid Work Assessment eintauchen. Das Tool ist der beste Weg, um herauszufinden, wie Mitarbeiter*innen ticken und wie man die Performance der Arbeitsorganisation gemäß New Work steigern kann.
Nein, Digitalisierung ist kein Projekt!
Eindeutige Aussage, die implizieren sollte, dass Digitalisierung eine Daueraufgabe der nächsten Jahre sein wird. Dazu kann ich nach wie vor nur sagen: Ja, einfach ja! In Anbetracht der fortschreitenden Use Cases von AI bin ich sogar überzeugter denn je von dieser Aussage.
Asynchrones Arbeiten
Dieser Trend implizierte eine klare Ansage: Unser Umgang mit Mails, Nachrichten und Co. muss effizienter werden. Diesbezüglich habe ich vorausgesagt, dass Kommunikationsformen und der Umgang damit ein wichtiges Thema für Unternehmen sein wird. Dieser Meinung bin ich nach wie vor, allerdings sehe ich weder best practices, geschweige denn großflächig sinnvolle Lösungen für die Nachrichtenflut. Asynchrones arbeiten zu organisieren ist daher ein offenes To-do, das 2023 wieder auf die Liste gehört. Mit dieser Vorhersage lag ich nicht falsch, doch ich war zu früh.
Kulturelles Onboarding
Unternehmen brauchen gezieltere und bessere Onboarding Konzepte im hybriden Umfeld, um auch Netzwerke und Kultur zu vermitteln. So lautete mein Anspruch und meine Vorhersage im letzten Jahr. Wie ich beobachten konnte, lag ich damit genau richtig. Viele Unternehmen haben im Laufe der letzten Monate ihre Onboarding Prozesse neu gestaltet, teilweise sogar mithilfe von Virtual Reality.
Interne Communities gezielt wiederbeleben
Unternehmen müssen evaluieren, welche internen Netzwerke wichtig für die Organisation sind und diese neu beleben. Nach wie vor ein entscheidender Erfolgsfaktor für Hybrid Work, der allerdings im letzten Jahr in vielen Unternehmen nicht im Fokus stand. Andere Themen hatten Vorrang.
Die menschliche Seite des digitalen Arbeitsplatzes
Unternehmen brauchen sinnvolle Gesamtkonzepte, die den Menschen in den Fokus rücken und nicht ausschließlich technische Tools. Diese Aussage von letztem Jahr würde ich auch heute noch unterstreichen. Diesbezüglich erscheinen aktuell viele neue Funktionen wie z.B. Microsoft viva, das Microsoft Teams eher zu einem ganzheitlichen Führungs- und Aufgabenmanagementtool ausbaut. Diese Ansätze sehe ich insbesondere in Deutschland allerdings noch sehr wenig, was ihre Bedeutung allerdings nicht infrage stellt.
Onsite ist das neue Offsite
Kurz gefasst bestand die Trendvorhersage darin: Was wir früher in Tagungshotels gemacht haben, machen wir heute im Büro. Ebenso kurz gefasst meine Beobachtung in 2022: Workations und Offsites an tollen Locations waren mit Macht zurück.
Die Bedeutung von Kaffeeecken-Konversationen
Gelegenheiten für Zufallsbegegnungen müssen erkannt, wiederbelebt und geschaffen werden. Das war und ist eines der wichtigsten Themen, die zu einem guten hybriden Arbeitsmodell dazugehören. Der Trend mit meinem Wort des Jahres 2022 war ein Volltreffer.
Räume schaffen, die zurückgeben.
Firmen müssen Raumkonzepte komplett neu denken, um den Arbeitsplatz der Zukunft zu bauen. Viele Firmen sind dieses Thema in 2022 angegangen, leider meiner Meinung nach noch viel zu verhaftet am Status quo. Hier bedarf es noch viel mehr Mut, wirklich neues zu wagen. Bleibt für mich und meine Kunden definitiv auf der To-do für das nächste Jahr.
Die Bilanz ist gezogen. Bei vielen Trends hatte ich den Finger in der Wunde, aber nicht alle Trends wurden gleichermaßen von den Organisationen aufgegriffen und bereits angegangen. Und nicht alle Themen haben dieselbe Bedeutung für die Organisationsperformance. Unterm Strich bin ich mit meinen Vorhersagen sehr zufrieden. Ein Blick in die New Work Trends für 2023 kann sich definitiv lohnen.