In einer klassischen Büro-Welt, wie sie über die letzten Jahrzehnte bestand, gab es vielfältige Möglichkeiten Beziehungen zu knüpfen und als Team zusammenzuwachsen. Ob ein kurzer Plausch am Kaffeeautomaten oder der Smalltalk nach dem wöchentlichen Meeting – Platz für Austausch und Kontakte war immer da. Doch was ist in einer digitalen Arbeitswelt anders? Wie können wir digital Kontakte pflegen und hybride Teams stärken?
Persönliche Kontakte festigen unser Netzwerk
In unserem Arbeitsalltag gibt es so selbstverständliche Situationen, dass wir gar nicht mehr darüber nachdenken oder sie infrage stellen. Wir kommen in einen Meeting Raum, begrüßen die anderen Teilnehmer:innen und suchen uns einen Platz. Dadurch, dass wir in der gleichen Umgebung zur gleichen Zeit sind und die anderen physisch vor uns sehen, bieten sich bereits zahlreiche Anknüpfungspunkte für Smalltalk. Angefangen beim Kantinenessen des Tages bis hin zur Urlaubsbräune des Kollegen. Die Themen können banal sein, aber kurze, positive Kontaktmomente am Arbeitsplatz festigen unsere Beziehung zum Arbeitgeber. Zufallsbegegnungen mit Kolleg:innen aus anderen Abteilungen oder mit anderen Funktionen machen uns kreativer und innovativer.
Remote Work: Der persönliche Austausch fehlt
In einem Experiment konnten Vertriebler:innen mit vielen Zufallsbegegnungen in ihrem Unternehmen ihren Umsatz um 10% steigern. Die Kaffeemaschinen-Strategie funktioniert also! Früher wurde der kurze Plausch als selbstverständlich wahrgenommen, heute fehlt er enorm für kurze, persönliche Kontaktmomente.
Online ist diese soziale und oft sehr natürliche Interaktion viel schwerer zu steuern. Zwei Extreme fallen besonders negativ ins Gewicht: Entweder es findet gar kein semi-privater Austausch statt oder er dehnt sich zu lange, so dass einige Teilnehmer:innen abgehängt werden. Dies lässt sich in einem gemeinsamen Raum oft nonverbal gut steuern. Nicht aber im Online-Umfeld.
Was ist anders in einem hybriden Arbeitsumfeld?
Unregelmäßige, flüchtige Kontaktmomente und Beziehungen haben durch die Pandemie und somit durch Homeoffice stark abgenommen. Dabei sind sie so wichtig für unser Wohlbefinden unser Zugehörigkeitsgefühl. Hier lässt sich berechtigt die Frage stellen: Macht Remote Work einsam?
Pauschal lässt sich das natürlich nicht beantworten, denn es ist wie immer eine Frage des Typs und der Lebensumstände. Die Antwort einer introvertierten Person, die in einer Einzimmerwohnung lebt und noch dazu nicht gerne digital kommuniziert ist klar. Anders denkt der extrovertierte Quassler, der es liebt zu telefonieren und nichts gegen einen Lunch mit einer flüchtigen Bekanntschaft hat. Vielleicht hat er sogar eine Familie mit kleinen Kindern zuhause – einsam? Nö! In einer digitalen Arbeitswelt ist es mehr denn je wichtig, alle Mitarbeiter:innen mitzunehmen, auf individuelle Präferenzen der Kommunikation und Persönlichkeiten einzugehen. So kann bewusst ein Zusammengehörigkeitsgefühl geschaffen werden. Aber wie macht man das konkret von Bildschirm zu Bildschirm?
Digital Kontakte pflegen: Wie machen wir das?
Sind wir mal ehrlich: Einsamkeit oder das Gefühl, sich alleine nicht motivieren zu können, kann nach den letzten Jahren jeder nachempfinden. Dass dies negative Auswirkungen von Remote Work sind, lässt sich nicht leugnen. Aber wie können wir zusammen arbeiten ohne räumlich zusammen zu sein? Wie können wir digital Kontakte pflegen?
Best practices sind hier die üblichen, alltäglichen Kollaborationstools. Die Chat-Funktion kann die ganze Arbeitszeit über offen gelassen werden, so dass jederzeit ein kurzer Austausch möglich ist. Natürlich muss hier jeder für sich abwägen zwischen Bedarf nach Kontakt oder Ruhe. Auch eine mehrstündige Online-Session ist möglich. Mit Kamera, Mikrofon und ein vollständig eingewähltes Team. Es muss kein konstanter Austausch geplant sein, aber so kann eine Office-ähnliche Situation geschaffen werden. Kurze Kontaktmomente sind so problemlos möglich.
Bei Hybrid Work gilt umso mehr: Never lunch alone!
Das gilt natürlich auch beim Remote Work. Warum nicht einen Online-Lunch vereinbaren oder sich tatsächlich physisch mit jemandem treffen, wenn die Distanz es zulässt? Kein Vorhaben, das jeden Tag funktioniert. Aber dennoch sollte man bei allen Effizienz-getriebenen Gedanken diese Gelegenheit nicht komplett auslassen.
Weitläufiges Netzwerk pflegen
Eine weitere Herausforderung ist es, weitläufige Arbeitsbeziehungen zu pflegen. Also mit Kolleg*innen in Kontakt zu bleiben, die nicht zum Kreis unseres engsten Teams gehören. Menschen, die man normalerweise ab und an auf dem Flur, in der Kantine oder auf einem Branchenevent über den Weg läuft. Wichtig ist hier, ganz bewusst den Kontakt zu halten. Zum Beispiel zu dem Zeitpunkt, zu dem ein Kontaktmoment entstanden wäre. Für die Planungsgenies ist auch ein kurzes, aber fixes Zeitfenster in der Woche möglich, in dem Nachrichten geschickt oder Anrufe getätigt werden. Ein konkreter Anlass vereinfacht das Vorhaben: Gratulation zu einer neuen Position, ein interessanter Fachartikel oder den Grund, warum Du genau in diesem Moment an die Person denkst.